"All Reitz Reserved"

11.07.2014
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Chris Reitz studiert im fünften Semester Publizistik und Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität. In seiner Freizeit treibt sich der Luxemburger mit seinem Soloprojekt „All Reitz Reserved“ in diversen Kneipen und auf den verschiedensten Bühnen in Luxemburg und Deutschland herum. Dabei hat er ein ganz besonderes Instrument an seiner Seite, eine Elektrogeige.

 

Letzten Donnerstag hatte Chris Reitz auf dem Geo-Fest seinen ersten Auftritt an der Uni Mainz und wir haben ihn zum Interview getroffen.

Man hört ziemlich selten, dass jemand Elektrogeige spielt. Wie bist du darauf gekommen?

Ich hab mit sieben Jahren angefangen ganz normal klassische Geige zu spielen, bis ums Abi herum, wo mir dann irgendwann die Lust vergangen ist. Die ganze klassische Musik ist mir auf die Nerven gegangen und dann bin ich für mich an einem Scheidepunkt angelangt, also entweder aufhören oder was Neues ausprobieren. Übers Internet bin ich dann auf die E-Geige gestoßen und dann hat sich das alles entwickelt.

Momentan stehst du meist allein auf der Bühne, aber angefangen, Auftritte zu spielen, hast du in einer Band.

Die Band, in der ich angefangen habe, „Anthem of the sun“ gibt es eigentlich immer noch, wir spielen nur nicht mehr so häufig zusammen. Wir sind zu sechst und haben als Schülerband angefangen. Jetzt studieren wir und einer sitzt in Hamburg, ein anderer in Saarbrücken, zwei in Luxemburg, ich bin in Mainz, und da ist es schwierig eine Band zusammen zu halten. 

Zu Beginn deines Studiums hast du dann dein Soloprojekt gestartet. Wie hat sich das parallel zu deinem Studium entwickelt?

Irgendwie hat sich das so nebenbei entwickelt und eigentlich ganz lustig angefangen. Ich hatte eigentlich ein Konzert mit einem Cellisten zusammen und es war unser erster gemeinsamer Auftritt zusammen. Ein Tag vor dem Konzert ist ihm allerdings der Blinddarm geplatzt und dann hat er zu mir gesagt, „also entweder wir blasen die ganze Sache ab, oder du machst das alleine“ und dann hab ich mich eben für letzteres entschieden. Seitdem hab ich relativ viel gespielt und hatte zwischen 30 und 40 Auftritte.

Gab es dabei einen Auftritt der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Ein persönliches Highlight?

Ein besonderes Highlight für mich war auf jeden Fall ein Auftritt mit dem Cellisten, von dem ich vorher auch schon gesprochen hab. Der erste gemeinsame Auftritt ist zwar gescheitert, aber danach haben wir öfter mal zusammen gespielt, und einmal waren wir Supportact für Al Di Meola, ein relativ berühmter Jazz-Gitarrist, und das war schon ein cooles Erlebnis. Vor einem richtigen Profi auftreten zu dürfen, das war schon was Tolles.

Du studierst jetzt im 5. Semester Publizistik hier an der JGU. Musst du dich nach dem Studium entscheiden – "Journalist" oder "Musiker"?

Das ist so eine Sache, also auf der einen Seite würde ich gerne Musik machen, weil es mir viel Spaß macht, und wenn du dein Geld mit etwas verdienen kannst, was dir Spaß macht, ist das natürlich toll. Auf der anderen Seite ist es relativ schwer, vor allem, wenn man in einem so kleinen Land wie Luxemburg lebt. Da kann man zwar schnell berühmt werden, man ist aber auch sehr schnell am Ende. Wenn man sich wirklich entscheidet, beruflich Musik zu machen, dann muss man auch bedenken, dass das die nächsten 40 Jahre gut gehen muss und man jeden Monat eine bestimmte Anzahl an Auftritten haben muss, um die Miete bezahlen zu können, und das ist dann schon etwas anderes, als nur ab und zu mal einen Auftritt zu haben. Ich spiel so oft und so viel ich kann und mal schauen was passiert, ich will nichts ausschließen. Aber so ganz auf die Musik verlassen will ich mich auch nicht.

Wie viel Zeit verbringst du in der Woche mit deiner Geige? Kann man das überhaupt so pauschal sagen?

Nicht wirklich. Momentan probe ich nicht so viel wie ich sollte und eigentlich auch will. Wenn man jedes Wochenende einen Auftritt hat, dann muss man auch immer die Zeit mit einberechnen, die man zum Auftritt fährt, alles aufbaut und dann wartet, bis man dran kommt. Ich versuche schon, so oft es geht zu proben, aber manchmal merke ich an meinem Auftritt, dass ich zu wenig geprobt habe. (Lacht)

Was macht Elektrogeige im Vergleich zur normalen Geige so besonders?

Elektrogeige ähnelt der klassischen Geige natürlich noch relativ stark und auch vom Spielgefühl ist es ähnlich, aber für mich ist es doch ein komplett anderes Instrument. Mit der E-Geige kann man so viel mehr machen, man ist soundtechnisch überhaupt nicht begrenzt. Von Geigen- über Gitarren- bis hin zu Orgelsounds, mit der E-Geige kann man viel ausprobieren und das gefällt mir einfach richtig gut.

Es ist ziemlich selten, dass man Leute trifft, die Elektrogeige spielen. Du kennst dich da wahrscheinlich noch besser aus. Triffst du oft andere Elektrogeiger?

Ja, das stimmt. Ich muss sagen, ich kenn auch wenige. Ich hab vor 2 Tagen noch jemanden bei Facebook gefunden, der kommt aus Rüsselsheim, aber die nächsten, die ich kenne, wohnen unten an der Côte d´Azur. Also es ist schon echt selten, aber das macht es natürlich auch spannend.

Du hast für deinen Auftritt ein riesiges Equipment mitgebracht, stehst aber ganz allein auf der Bühne. Das zu koordinieren ist bestimmt schwierig, oder?

Ja klar! Wenn ich einen Solo-Auftritt habe, dann ist es 50% Spielen und 50% Koordination, das heißt, nüchtern geht’s immer am besten. Wenn man schon drei Bier getrunken hat, dann ist es schon sehr schwer, einen runden Auftritt abzuliefern. Man braucht wirklich viel Konzentration, um im richtigen Moment, mit Händen und Füßen die richtigen Tasten zu drücken, dass das Richtige rauskommt. Da passieren mir natürlich auch häufig noch Fehler. Mit denen muss man dann einfach leben und sie mit Humor nehmen. Ich sag mir dann immer, „dumm gelaufen, jetzt fängst du halt nochmal von vorne an“, das gehört dazu.

Was steht als nächstes an?

Jetzt kommen noch ein paar Auftritte im September/Oktober auf die ich mich freue und dann mal schauen, was sich so ergibt. (Grinst)

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