Alexandra Bidian: Fotografieren und Reisen, Reisen und Fotografieren

06.11.2015
Freizeit
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Alexandra macht gerade ihren Bachelor an der Uni Mainz. Neben ihrem Studium betreibt sie einen Blog, auf dem sie ihre beiden großen Leidenschaften miteinander verbindet: die Fotografie und das Reisen.

 „Trag dieses Lächeln bei dir wenn du gehst, ich mag es sehr“ steht in bunter, fröhlicher Schrift ganz oben auf dem Blog, im sogenannten Header. Und viel mehr ist da auch nicht, was von dem Inhalt der Seite ablenken könnte.

Ein weißer Hintergrund und in der Mitte Bilder, viele Bilder. Direkt untereinander, scheinbar ungeordnet, nur selten voneinander getrennt durch kurze Texte. Man scrollt und scrollt und scrollt. Bilder von Landschaften, von der Natur, von Menschen. Manche fröhlich, andere nachdenklich und melancholisch. 

Auf den Fotos sind unterschiedliche Menschen zu sehen, Jung und Alt, in Gruppen zusammen und allein zuhause. Als Betrachter kommen unweigerlich Fragen auf: Was macht diese Person gerade? Was denkt sie? Wie kam es zu dem Bild? So spinnt man sich seine eigenen Geschichten zusammen.

Doch wer stand eigentlich hinter der Linse und was hat sie sich bei den Fotos gedacht? 

Das Gesicht hinter den Fotos: Alexandra

Gemacht hat die Fotos Alexandra. Mehr als ihren Namen verrät der Blog aber auch nicht über die junge Frau aus Mainz. Und das ist auch so gewollt, sagt sie, ebenso wie ihr minimalistisches Design.

„Ich will, dass die Fotos einfach auf die Menschen wirken. Und den Rest find ich nicht so wichtig.“

Alexandra kommt ursprünglich aus Wiesbaden, wohnt aber in Mainz. Dort ist sie gerade dabei, ihr Bachelor-Studium in Publizistik zu beenden.

Ihre Begeisterung für Kunst hat sich schon früh entwickelt und ist nicht auf die Fotografie beschränkt.  Sie interessiere sich für Kunst generell, für Musik und für Filme, erzählt Alexandra. Wenn sie die Zeit hat, dann schreibe und zeichne sie auch sehr gerne. 

Ihre Eltern hätten schon immer sehr viel Wert auf Dinge wie Musik, Kunst und Lesen gelegt, erklärt sie. „Es war halt dieses Typische, ich durfte nicht viel Fernsehen schauen, durfte keinen Gameboy haben und diesen ganzen Kram.“ So sei sie schon als Kind gezwungen gewesen, sich selbst zu beschäftigen. „Aber es hat mir auch schon immer Spaß gemacht.“ 

Beginn einer Leidenschaft

So richtig angefangen mit dem Fotografieren habe sie in der 11. Klasse, als sie als Austauschschülerin sechs Monate in Frankreich war. „Da war ich einfach mit so viel Neuem konfrontiert und wollte das irgendwie alles festhalten“, sagt Alexandra. Dabei habe sie gemerkt, wie viel Spaß ihr das macht. Fotografiert hat sie damals noch mit einer Digitalkamera. Als sie zurückkam, war ihr jedoch klar, dass eine bessere Kamera her muss.  

Mit so einem Gerät muss man natürlich auch erst einmal umgehen können. Den Großteil habe sie sich selbst beigebracht, erzählt Alexandra. Sie habe vor allem durch Ausprobieren gelernt, einen Kurs oder ähnliches habe sie nie besucht: „Ich begeistere mich am meisten für Dinge, wenn ich sie selbst entdecke.“ 

Der Blog: verschiedenste Impressionen in einem Beitrag 

Den Blog betreibe sie seit etwa fünf Jahren, erzählt Alexandra, immer mal mehr oder weniger aktiv. Anders als bei anderen Blogs, gibt es bei Alexandra keine regelmäßigen, thematisch abgeschlossenen Posts. Stattdessen packt sie meist alle Fotos in einen Beitrag.

Die Fotos seien fast immer ungeordnet, also nicht nach einem bestimmten Tag oder einer Reise sortiert. Das sei ihr zu eintönig, erklärt Alexandra, sie möchte lieber verschiedene Impressionen vermitteln. Deshalb verzichtet sie auch auf klare Überschriften. 

Das einzige, was sie dem Betrachter an Leitung gibt, seien die kleinen Texte, die ab und zu zwischen den Bildern zu finden sind. Die schreibt Alexandra selbst, unabhängig von den Bildern. 

Der Satz im Header ist allerdings nicht von ihr. Er stammt aus der Feder von Gisbert von Knyphausen, einem Singer-Songwriter. Das Zitat habe sie gewählt, weil es für sie eine gewisse Melancholie vermittle, mit der sie sich gut identifizieren könne, sagt Alexandra. 

„Die Traurigkeit in einem fröhlichen Moment oder die Fröhlichkeit in einem traurigen Moment. Und der Moment, von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen und sich zu wünschen, dass er glücklich bleibt.“ 

„Reisen, einfach drauf los“

Wer über Alexandras Blog scrollt und sich ihre Bilder ansieht, braucht nicht lange, um zu wissen was ihr zweites großes Hobby neben dem Fotografieren ist. Fremde Städte, beeindruckende Landschaften, Berge, das Meer – Alexandra ist nicht nur Fotografin und Bloggerin, sondern auch Weltenbummlerin. 

Trampen, Mitfahrgelegenheiten, Zelten, das sei so ihre Art zu verreisen.  

„Reisen, einfach drauf los, ohne wirklich was zu planen, und schauen was passiert.“ 

Vor allem in Europa sei sie schon viel rumgekommen, erzählt Alexandra. So ist sie zum Beispiel durch Frankreich und Spanien und nach Rumänien getrampt. Außerdem hat sie ein Jahr in Argentinien verbracht und war ein Semester mit Erasmus in Italien. „Mir geht es vor allem darum, viel zu reisen, um dieses Erlebnis des Reisens zu haben“. Das sei mittlerweile bei ihr schon eine kleine Sucht geworden, sagt Alexandra, aber eine „positive Sucht“.

Reisen und Fotografieren – zwei Hobbies, die sehr gut zusammen passen und auch zusammenhängen. „Klar, mittlerweile geht das einher“, sagt Alexandra, „ich kann das nicht abschalten, dass ich denke‚ ich will da hin und da kann ich sicher tolle Fotos machen.“

Likes und Follower: „ein merkwürdiges Messinstrument“

Fast mehr noch als ihren Blog nutze sie momentan flickr, erzählt Alexandra, eine Plattform „wie Facebook nur für Fotografen“. Außerdem hat sie eine eigene Seite auf Facebook und seit einigen Wochen auch Instagram. 

Über Follower und Likes freue sie sich schon, das sei eben eine kleine Rückmeldung dafür, wie es gerade läuft. Grundsätzlich freue sie sich aber mehr, wenn Leute sie direkt ansprechen, sagt Alexandra. Außerdem müsse die Anzahl der Likes und Follower nicht unbedingt etwas über die Qualität aussagen. So kenne sie sehr gute Fotografen, die kaum Follower haben oder wiederum andere mit super vielen Followern, bei denen sie es überhaupt nicht verstehen könne, erzählt Alexandra. „Das ist halt so ein Messinstrument, das ein bisschen merkwürdig ist.“ 

Inspiration: der Alltag, die Menschen, „alles irgendwie“ 

Spontane Schnappschüsse oder minutiöse Planung – es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, zu einem guten Bild zu kommen. Alexandra nutzt sie beide. 

Wenn sie nicht auf Reisen ist, dann versuche sie, sich gezielt mit Leuten zu treffen und Fotos zu machen. Vor einiger Zeit habe sie zum Beispiel mit einer Serie angefangen zum Thema „wie Menschen leben wollen“. Dafür sei sie bei Leuten zuhause gewesen und habe Fotos gemacht, „so wie sich Menschen am wohlsten fühlen.“ Eine geplante Reihe also. Gleichzeitig sei es aber auch häufig so, dass sie mit der Kamera unterwegs ist und spontan fotografiert, wenn sie ein schönes Motiv sieht. 

Inspiration für ihre Fotos bekomme sie im Alltag, erzählt Alexandra, „irgendwie alles inspiriert. Auch die Menschen selbst.“ Auf die Idee mit der Serie sei sie zum Beispiel gekommen, nachdem ihr aufgefallen sei, wie sehr sich Menschen durch Kleidung und durch die Gestaltung ihres Zimmers definieren. 

Vor der Kamera stehen bei ihr bisher vor allem Freunde und Bekannte. Im kommenden Jahr möchte sie aber mal ausprobieren, fremde Leute anzusprechen und zu fotografieren, sagt Alexandra. „Ich glaub, dass mich das reizt, dass jeder Menschen Ecken und Kanten hat und nicht, dass es das perfekte Gesicht ist. Sondern, irgendwas muss ich interessant finden.“ 

Ein gutes Bild darf seinen Betrachter nicht kalt lassen

Was ist eigentlich ein gutes Foto, was macht ein solches aus? „Ich würde sagen, dass es etwas in mir bewegt oder dass ich irgendein Gefühl davon bekomme“, sagt Alexandra. Das Bild dürfe sie nicht einfach kalt lassen, das sei das Wichtigste.

Was sie mit ihren Bildern beim Betrachter auslösen möchte, das wisse sie aber vorher noch nicht und das plane sie auch nicht.  

„Was ich machen will, ist abbilden, was ich sehe und was in dem Moment passiert. Und ob dann bei dem Betrachter etwas passiert, das entscheidet sich dann im Moment des Betrachtens.“

Das Festhalten eines bestimmten, flüchtigen Momentes, wie man ihn gesehen hat, sei für sie auch das Besondere am Fotografieren, erzählt Alexandra. Anders als beim Zeichnen, wo es mehr darum gehe, was man in seinem Kopf oder seiner Erinnerung sieht. 

Ohne Smartphone durch die Welt 

Eine Chance, die der technische Fortschritt mit sich bringt, ist die Möglichkeit, ohne große Ausrüstung, ohne Kamera, immer und überall zu fotografieren. Mit dem Smartphone kann praktisch jeder Laie zum Hobby-Fotograf werden. 

Ob das für sie auch infrage kommt, schnell mal mit dem Handy etwas aufnehmen, diese Frage stellt sich für Alexandra gar nicht. Sie besitzt kein Smartphone und möchte sich auch in absehbarer Zeit keines anschaffen. 

Gerade beim Reisen fände sie es praktisch, einfach mal kein Internet zu haben. „Da findet man immer ganz schön zu sich zurück“, erkärt sie. Außerdem gingen einem durch die ständige Smartphone-Nutzung auch schöne Erlebnisse verloren. „Ich finde es auch schön, mich zu verirren und Menschen zu fragen, dadurch entdeckt man viel mehr Ecken, als wenn man die ganze Zeit bei Google Maps schaut.“

Auch das Fotografieren mit einem Smartphone sei für sie nichts: „Ich glaub dadurch verliert man komplett das Bewusstsein, wenn man dann einfach so drauf hält.“ Verurteilen will sie das Ganze aber nicht. Sie kenne auch Leute, die mit ihrem Handy richtig schöne Fotos machen, erzählt Alexandra. Außerdem sei es natürlich super, wenn dadurch mehr Menschen Zugang zur Fotografie bekommen würden. 

Der Plan fürs nächste Jahr? Noch mehr fotografieren, schreiben, filmen 

Die Bachelor-Arbeit habe im vergangenen halben Jahr viel Zeit eingenommen, sagt Alexandra, für das kommende Jahre möchte sie sich wieder mehr auf die Fotografie und alles, was dazugehört, konzentrieren. Sie hat sich viel vorgenommen: Mehr fotografieren und schreiben und auch wieder mehr in Richtung Video und Kurzfilme machen. Außerdem möchte sie noch mehr an ihrem Blog und ihren Social Media-Auftritten arbeiten. Für das alles nehme sie sich nun ein Jahr, erzählt Alexandra, dann möchte sie mit ihrem Master-Studium anfangen. 

Und danach? Sie könne sich gut vorstellen, ihr Hobby zum Beruf zu machen, sagt Alexandra. „So ein Traum wär’s schon.“ Grundsätzlich gebe es aber vieles, was sie sich für ihre Zukunft vorstellen kann. „Ich warte einfach mal ab, was passiert und wenn irgendwas passiert, dann ist es schön und wenn nicht… auch schön.“

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