Diese Woche zeigen die Filmwissenschaftlerinnen und Filmwissenschaftler der Uni Mainz, dass ihr Studiengang mehr bietet als theoretisches Fachwissen. Sechs verschiedene Projektgruppen drehten innerhalb des Kernfachseminars Filmischer Modellversuch (FiMo) fünf fiktionale Kurzfilme und eine Dokumentation. Die Premiere der Filme findet am Mittwoch, den 23. Juli, um 19:00 Uhr im Hörsaal P1 (Philosophicum) statt. Anschließend geht es zum Sommerfest der Fachschaft Filmwissenschaft ins Medienhaus in der Wallstraße 11. Auch dort gibt es noch die Möglichkeit, die Filme zu sehen. Restkarten für die Premiere gibt es noch an der Abendkasse.
Nach knapp einem Semester Vorbereitungszeit sowie maximal vier Tagen Dreh und vier Tagen am Schnittplatz haben wir mit Sophie Hartleib gesprochen. Sie ist Regisseurin bei einem der Kurzfilme, Koordinatorin der Premierenveranstaltung sowie aktives Mitglied der Fachschaft Filmwissenschaft.
Der Ansatz ist, den Studierenden zu zeigen: Ihr analysiert immer Filme, aber wie ist es schließlich selbst einen zu machen, selbst kreativ zu werden...
Wir wussten von vornherein, was wir dürfen und was nicht. Zum Beispiel wurde uns davon abgeraten, einen Experimentalfilm zu drehen, weil das sehr aufwändig ist und schnell in die Hose gehen kann (lacht). Wir haben Dokumentar- und Fiktionalfilme von je 10 Minuten eingereicht.
Filmwissenschaft ist ja ein komplett theoretischer Studiengang. Wir haben aber einige Leute im Semester, die ambitioniert sind, eher in die praktische Richtung zu gehen. Da sind, zunächst im Freundeskreis, ein paar Projekte entstanden. Bei einigen war ich dann auch als Regieassistenz dabei und dachte mir, dass ich gerne mal selbst Regie führen würde. Aber im Prinzip muss man bei der Filmwissenschaft keine praktischen Erfahrungen haben - leider. Die FH ist ja direkt nebenan und die machen fast nur Praxis, wir fast nur Theorie. Es ist schade, dass alles so getrennt voneinander abläuft.
Wenn man das Konzept abgibt, ist nicht von vornherein geklärt, wer was macht. Das wird eher in der Projektfindung bestimmt. Ich habe hauptsächlich Regie gemacht bei unserem Film. Da musst du natürlich stark involviert sein, auch vorher schon, weil du diejenige bist, die alle kreativen Prozesse zusammenbringen muss. Manche Leute haben aber auch bei ganz vielen Projekten mitgemacht, eine Cutterin hat, glaube ich, bei 2-3 Projekten mitgearbeitet, also da haben sich ein paar Leute richtig reingehängt.
Es ist ein total interessanter Job, weil du sehr viel kommunizieren und gleichzeitig das Ganze auch leiten musst. Im Endeffekt musst du sagen: So und so wird das jetzt gemacht! Das fand ich ein bisschen schwierig, weil es natürlich ein großes Selbstbewusstsein erfordert.
Es würde mir sehr viel Spaß machen, aber es ist mit unglaublich viel Arbeit verbunden, von der ich auch nicht weiß, ob ich sie überhaupt leisten kann. In Deutschland ist es auch schwierig, beziehungsweise in jedem anderen Land auch, mit diesem Beruf über die Runden zu kommen, weil es ein freier Beruf ist. Es gibt in Deutschland drei bis vier renommierte Filmhochschulen. Dort hast du wenigstens deinen Abschlussfilm sicher, der dann eventuell sogar im Kino läuft - aber den gucken sich die Leute dann auch nicht wirklich an. Oder du arbeitest dich irgendwie in der Branche hoch, was aber mit noch viel, viel mehr Arbeit verbunden ist.
Es kommt immer auf das Konzept an. Einige haben mit Laien gearbeitet, beziehungsweise mit Freunden. Wenn es eine Komödie sein soll, die sich um studentisches Leben dreht, dann kann man das schon mal machen, ansonsten gibt es im Umkreis auch viele Schauspielschulen. Dort gibt es viele junge, engagierte Schauspieler, die froh sind, wenn sie bei einem Film dabei sein können, auch wenn es nur ein kleines Projekt ist. Oder man fragt einfach mal bei den Theatern hier in der Umgebung an.
Unser Dokumentarfilm geht über Schauspiel an sich. Aus vorherigen Projekten kannte ich eine Schauspielerin, die in Wiesbaden an der Schauspielschule war. Sie hat mit uns für den Film über ihren Beruf gesprochen.
Nicht direkt, es wäre sicherlich auch interessant zu wissen, wie sie sich so durchschlägt, weil es ja nicht der einfachste Beruf ist, aber in dem Film geht es eher darum, wie sie mit verschiedenen Schauspieltechniken Emotionen erzeugt. Unser Film ist auch die einzige Doku dieses Jahr, die anderen fünf sind Projekte mit fiktionalem Inhalt.
Ich finde, Dokus kommen in der Mainzer Filmwissenschaft, das muss man einfach mal so sagen, ein bisschen zu kurz. Das Institut ist schon sehr auf das Fiktionale beschränkt, was ja auch sehr spannend ist, aber es gab gerade in den letzten Jahren ganz tolle innovative Dokus.
Während des Seminars hat man schon einen Einblick bekommen, als die Storyboards vorgestellt wurden, beim Dreh selbst gab es dann noch etwas Besonderes. Wir sind eine sehr gut zusammengewachsene Gruppe, und jeder, der einen Film abgedreht hat, hat ein kleines Grußvideo an die anderen Gruppen gerichtet. Man grüßt also die Gruppen, die nach einem drehen.
Was man natürlich privat noch machen kann, ist, die Filme auf kleineren Festivals einzureichen. Ich denke, das werden wir auch probieren. Hier in der Umgebung gibt es ja auch unglaublich viele Festivals, daher bietet sich das an.
Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!