15 Jahre Bologna-Reform

02.07.2014
Campus-News, Studium
lc

Vor 15 Jahren wurde in der italienischen Universitätsstadt Bologna eine Erklärung unterschrieben, die für Hochschulen die größte Umstellung seit Jahrzehnten bedeutete.

Heute haben 47 Staaten, die von Island bis Kasachstan reichen, die Bologna-Erklärung unterzeichnet, deren Hauptziel es war, die Mobilität der Studierenden in Europa, aber auch innerhalb der Länder, zu vereinfachen und zu steigern. Die Einführung des Bachelor- und Master-Systems sollte Studiengänge besser strukturieren und straffen, vor allem aber auch Abschlüsse vergleichbar machen. Heute sind 87% der Studiengänge an deutschen Hochschulen im Bachelor- und Master-System verankert. Jeder dritte Studierende in Deutschland sammelt heute Studienerfahrungen im Ausland. 2011 waren 133.800 Studierende im Ausland immatrikuliert, mehr als doppelt so viele wie 1998. Auch die Zahl der in Deutschland studierenden Ausländerinnen und Ausländer hat sich seit 1998 verdoppelt.

Probleme bei der Einführung von Bologna

Von einer reibungslosen Implementierung der Bologna-Reform an deutschen Hochschulen konnte man zu Beginn jedoch nicht wirklich sprechen.  Überstrukturierte Studiengänge und eine zu hohe Arbeitsbelastung führten 2009 dazu, dass viele Studierende auf die Straßen gingen und gegen chaotische Bedingungen durch die Einführung des Bachelors demonstrierten. Resultat dieser Unruhen waren einige Veränderungen in den Strukturvorgaben von Bologna. Regelstudienzeiten wurden wieder flexibler und der Prüfungsdruck ein wenig gemildert.

Die Lehr- und Lernformen an der Uni Mainz mussten im Zuge der Bologna-Reform grundlegend geändert werden. Klickt man sich heute durch das Studienangebot der Uni Mainz, findet man rund 100 Bachelor- und 100 Master-Studiengänge, zu denen auch internationale Studiengänge gehören, die bi- bzw. trinationale Abschlüsse ermöglichen. 
Nichtsdestotrotz verlangen die Neuerungen, die durch Bologna eingeführt werden, der JGU auch heute noch einiges ab. „Mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen in den Fächern und Fachbereichen sowie in der Zentralen Verwaltung die technischen, organisatorischen und formalen Rahmenbedingungen für gelingende Bachelor- und Masterstudiengänge. Unterstützt werden sie dabei von einem Campus Management-System (CampusNet / JOGU-StINe), dessen Einführung und laufende Pflege der JGU ebenfalls erhebliche Anstrengungen abverlangt“, sagt die Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Mechthild Dreyer, zu dem erhöhten administrativen Aufwand.

Studienleistungen werden immer noch nicht komplett anerkannt

Ein großes Problem für Studierende ist jedoch immer noch, dass keine ausreichende Sicherheit bei der Anerkennung von Studienleistungen herrscht. Auch Bildungsministerin Johanna Wanka ist sich dessen bewusst. „Dass diese Möglichkeiten auch tatsächlich genutzt werden können, dafür müssen wir uns weiter einsetzen. Verbesserungsbedarf sehe ich nach wie vor bei der Anerkennung von Studienleistungen.“
Von einem Ende des Reformprozesses kann auch an der JGU noch nicht die Rede sein. Nachholbedarf gebe es immer noch beim Angebot der Master-Studiengänge und auch die Mobilität von Studierenden und Lehrenden sei noch nicht optimal, meint auch Vizepräsidentin Dreyer.

Bilanz der Neuorientierung an der JGU

Insgesamt bewertet die Vizepräsidentin die Umsetzung der Reform an der JGU als positiv. „Die vielfach behauptete „Verschulung“ und den damit behaupteten Rückgang der „Wissenschaftlichkeit“ des Studiums nach Bologna kann für die JGU insgesamt nicht festgestellt werden. Sicherlich gab es anfangs Studiengänge, in denen die Prüfungslast sehr hoch und das Curriculum stark fixiert war; hier wurden die Studienbedingungen aber in den zurückliegenden vier Jahren nochmals in einem intensiven Dialog mit den Studierenden und den Lehrenden überprüft und angepasst. Die kontinuierlich durchgeführten Evaluationen zeigen inzwischen, dass die Bachelor- und Master-Studiengänge von den Studierenden ausgesprochen positiv bewertet werden.“ Insgesamt sei es gelungen, die Studienstrukturen und Studieninhalte an die Anforderungen einer vernetzten und globalisierten Gesellschaft anzupassen. Man könne heute, 15 Jahre nach Verabschiedung der Konvention, sagen, dass sich die JGU als moderne, attraktive und zukunftsfähige Universität präsentiere und eine Studienstruktur aufweise, die die Prinzipien von Wissenschaftlichkeit und Berufsorientierung auf hohem qualitativem Niveau vereinige, erklärt die Vizepräsidentin.

Aus Sicht des AStA fällt die Bewertung der Bologna-Reform nicht ganz so positiv aus. Diese scheitere vollkommen an ihren eigenen Forderungen und gerade im Bereich der Mobilität gebe es immer noch große Schwierigkeiten. Oft sei es nicht einmal problemlos möglich, die Hochschule innerhalb eines Bundeslandes zu wechseln, und auch das Konzept des "life long learning" sei in Bezug auf Langzeit- und Zweitstudiengebühren enorm eingeschränkt, kritisiert der AStA. "Darüber hinaus gibt es in vielen Studiengängen bislang kein ordentliches Konzept, Creditpoints sinnvoll und angemessen zu verteilen. Abschließend lässt sich also konstatieren, dass am Konzept von Bologna sehr dringend an vielen Stellen nachgebessert werden muss, da der aktuelle Stand der Reformen kaum tragbar für die Studierenden ist", hält Timo Haungs vom AStA Pressereferat fest.

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