Wohnungsnot zum Wintersemester 2023/24

05.11.2023
Campus-News, Wohnen...
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Das Wintersemester 2023/24 ist angebrochen - und viele Studierenden berichten davon, keine Wohnmöglichkeit gefunden zu haben. Wie gehen Betroffene mit der Situation um, die sich auch auf das Sozialleben auswirkt?

Für je 100 Studierende stehen in Mainz durchschnittlich sechs Wohnmöglichkeiten zur Verfügung. Das geht aus dem Studentenwohnreport 2023 der MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Damit liegt die Stadt 5,5 Punkte unter dem nationalen Durchschnitt, der bei circa 11,5 liegt. Das Deutsche Studierendenwerk teilte am 10. Oktober mit, dass in elf Hochschulstädten mehr als 32.000 Studierenden auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz stehen, Mainz inklusive.

Zum Anbruch des Wintersemesters 2023/24 berichten auch viele Studierende gegenüber campus-mainz.net, dass sie keine Wohnmöglichkeit gefunden haben. Die fachübergreifende Erstsemester-Whats-App-Gruppe des Wintersemesters zeigt einen Austausch zwischen denen, die Hilfe brauchen, und denen, die helfen können. Luftmatratzen und Couchsurfing sind einige der Möglichkeiten, die in der Zwischenzeit angeboten werden. Doch ist die Situation, in der sich die neuen Studierenden befinden, nicht die erwartete nach einer monatelangen Suche.

30 Anfragen, eine Rückmeldung

Seit August sucht die Publizistik-Studentin Kristina Reischmann (19) ein WG-Zimmer in der Landeshauptstadt, bisher ist sie erfolglos: "Ich habe mal nachgezählt und habe über 80 Anfragen abgeschickt", sagt sie. Nur die wenigsten hätten ihr geantwortet. Gabriele Kimmle (20), Germanistik-Studentin, erzählt von einer ähnlichen Erfahrung. Sie habe circa 30 Anzeigen angeschrieben, jedoch nur eine Antwort bekommen.

Obwohl beide noch etwas Zeit hatten, vor Vorlesungsbeginn ein WG-Zimmer zu finden, sahen die Chancen nicht gut aus. Für Kristina sind die Alternativen entweder fast drei Stunden nach Mainz zu pendeln oder ab und an bei den Verwandten in Bingen zu übernachten: "Also nehme ich dann wohl die Couch!", entscheidet sie. Gabriele kann zurzeit mit der Hilfe ihrer Freund:innen rechnen. Ansonsten schaue sie Jugendherbergs-Angebote an, da die "zu dieser Saison ganz stemmbar wären".

Effekte auf das private Leben

"Ich bin, denke ich, trotzdem noch in einer vorteilhaften Situation in Mainz, aber ständig im Hinterkopf behalten zu müssen, wo man am Ende unterkommt, ist schon sehr unter Druck setzend", sagt Gabrielle.

Zusätzlich werden die Mieten immer teurer, wie campus-mainz.net bereits im vergangen Jahr berichtete. In 2022 haben die Mieten durchschnittlich 353 Euro gekostet, fast 100 Euro mehr als drei Jahre zuvor. Heute liegen sie laut einem Mekurist-Artikel bei 485 Euro. Das stellt noch ein weiteres Hindernis während der Wohnungssuchen dar, besonders für die, die noch am Anfang des beruflichen Lebens stehen: "Manche Angebote waren mir eigentlich schon zu teuer, aber ich habe mich dann trotzdem dazu entschieden, diese anzuschreiben, doch kam da auch nicht viel bei raus", so Kristina.

Auch die Ersti-Woche mit Kneipen-Touren, Partys, Meetings und Networking, habe sich in einen Stressfaktor verwandelt, denn die Sorgen um Übernachtungsmöglichkeiten können von einer guten Erfahrung ablenken: "Ich könnte viel verpassen vom generellen Uni-Leben, weil ich nie weiß, wo ich bleiben könnte", so Kristina.

Studierendenwerk ist sich Situation bewusst

Das Studierendenwerk Mainz ist sich der angespannten Situation bewusst. Seit 1. Oktober sind alle 3.922 Bettplätze voll belegt und auf der Warteliste stehen 288 Personen, die "voraussichtlich erst zum Sommersemester einen Platz bei uns bekommen werden", so Pressesprecher Thomas Kohn-Ade auf Anfrage.

Das Studierendenwerk nimmt die Situation laut Kohn-Ade ernst. "Für die Zukunft planen wir ein neues Wohnheim auf dem Campus der Uni Mainz auf dem Gelände des ehemaligen Inter I", so Kohn-Ade. Dennoch ist das keine sofortige Lösung: "Bis zur Fertigstellung wird es jedoch in jedem Fall noch mehrere Jahre dauern".

Wohnen im Altenheim

In einer Pressemitteilung appellierte der DSW-Generalsekretär Matthias Anbuhl an den Bund mehr bezahlbaren Wohnraum durch das Programm "Junges Wohnen" zu schaffen: "Wenn alle Bundesländer mitziehen, kann mittel- und langfristig die Wohnsituation für junge Menschen in Ausbildung deutlich verbessert werden".

Aktuell findet sich in Mombach eine kurzfristige Wohn-Alternative. Das dortige AWO-Altenheim bietet zehn Zimmer sowie Nebenjobmöglichkeiten für Studierende folgender Studiengänge an: Medizin, Psychologie, Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Pädagogik, Prak. Theologie und Pflegemanagement. Obwohl die WG-Zimmer begrenzt sind, zeigt sich eine zukünftige Alternative für Studierende, Wohnen bis zum Schluss des Studiums: "Die Studierenden, die bei uns einziehen, dürfen grundsätzlich bei uns wohnen, bis sie ihr Examen erfolgreich bestanden haben", sagt die Sprecherin Michaela Hauf.

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