#Ausland: Freunde & Freizeit in Lissabon

22.11.2022
Studium, Internationales
Maren

Im vergangenen Sommersemester 2022 habe ich mir einen lang ersehnten Traum erfüllt: Ich habe ein Semester lang an der Universidade Nova de Lisboa in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon studiert. In diesem Blog teile ich meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch.

Sommer, Sonne, Strandparty – das sind für viele Erasmus-Studierende mit die ersten Worte, die ihnen bei dem Gedanken an ein Auslandssemester in Lissabon in den Sinn kommen. Und ich kann’s nicht bestreiten: Auch ich habe in meiner Freizeit viel Zeit am Strand verbracht und bin ab und zu gerne mal auf eine Party gegangen. Für mich war das Auslandssemester aber noch viel mehr als das. Ich habe viel von der Gegend erkundet, lokales Essen probiert und das schönste: Ich habe tolle Freunde in Lissabon kennen gelernt. 

Mehr als ein Erasmus-Klischee

Mit meinem portugiesischen Mitbewohner Gustavo habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden. Er hat bemerkt, dass ich mich am Anfang, noch vor dem Start der Uni, ein bisschen verloren in der neuen Stadt gefühlt habe. Deshalb hat er mich direkt in meiner ersten Woche in Lissabon zu einem Grillabend mit seinen Freunden eingeladen. Auch wenn die Sprachbarriere noch sehr hoch war, habe ich mich mit ihnen gut verstanden. Zugegebenermaßen haben sie mir auch viel auf Englisch übersetzt. 

Da im portugiesischen Fernsehen die Filme und Serien in der Regel im Originalton mit portugiesischen Untertiteln gezeigt werden, sprechen sehr viele Portugies:innen hervorragendes Englisch und konnten sich dementsprechend gut mit mir unterhalten. An diesem Abend habe ich auch ein amüsantes portugiesisches Sprichwort von Gustavos Freunden kennengelernt: "Falas pão mas é de ontem!" Wortwörtlich übersetzt heißt das "Du redest Brot, aber das ist von gestern!", also sinngemäß so viel wie "Du redest Bockmist!" 

Neue Freunde und Bekannte

Nach und nach habe ich dann Freunde von Gustavos Freunden kennengelernt und habe an der Uni auch neue Bekanntschaften gemacht. Am ersten Tag habe ich in meinem Soziologie-Kurs eine kleine Gruppe von Erasmus-Studierenden aus Italien, den Niederlanden und Tschechien kennengelernt. Das war nochmal eine ganz andere Erfahrung, als mit den Portugies:innen. 

Die sogenannte "Erasmus-Bubble" ist einfach eine Erfahrung für sich. Die meisten Erasmus-Studierenden waren sehr aufgeschlossen und haben mich schnell in ein Gespräch verwickelt – immerhin waren wir alle in der gleichen Situation und haben uns über jeden neuen Kontakt gefreut. Dadurch, dass ich in den ersten Wochen so viele Auslandsstudierende kennengelernt habe, sind die meisten neuen Kontakte allerdings nur Bekanntschaften geblieben. Leute, mit denen man hier mal was trinken geht, oder da mal eine Surfstunde gemeinsam bucht. Das meiste hat sich mit der Zeit dann aber verlaufen. 

Allerdings habe ich ein deutsches Mädchen an meinem zweiten Uni-Tag in Lissabon kennen gelernt und mit ihr habe ich mich von da an fast jeden Tag getroffen. Entweder haben wir zusammen im Uni-Café abgehangen oder die Stadt erkundet. Und wir haben auch viel mit anderen Leuten unternommen. Zusammen mit zwei Freunden aus der portugiesischen Clique haben wir Ende Februar zum Beispiel schon einen Tag am Strand verbracht und Beach-Volleyball gespielt. Das Wasser war zwar noch eiskalt, aber ein paar Minuten hat man es trotzdem schon im Meer ausgehalten. Der Tag war eines meiner Highlights im gesamten Auslandssemester. 

Die Ausgehviertel Lissabons

In der ersten Uni-Woche waren meine deutsche Freundin und ich außerdem auch mit ein paar Erasmus-Leuten in Lissabons berühmt berüchtigten Partyviertel Bairro Alto unterwegs. Das ist der Ort, wo die meisten Bars auf die wenigsten Quadratmeter in Europa kommen. Jeder Ladeneingang wirbt mit einem anderen Sonder-Angebot für Cocktails und durch die engen Gässchen ziehen hunderte von angetrunkenen Leuten in guter Stimmung. Es ist der perfekte Ort, um die Nacht zu beginnen. Da das Bairro Alto inzwischen aber auch sehr touristisch geworden ist, bin ich zum Start einer Party-Nacht am liebsten auf die "Pink Street" in Cais do Sodré gegangen. Dort waren wir dann eher mit der portugiesischen Clique und statt teurer Cocktails gab es literweise Bier. 

Cais do Sodré ist bei Nacht zwar ein Ausgehviertel, am Tag ist es aber ein sehr zentraler Ausgangspunkt für Ausflüge. Dort befinden sich sowohl ein Bahnhof als auch eine Anlegestelle für die Fährboote, die auf die andere Seite des Tejo-Flusses fahren. 

An der Westküste Portugals

Meine deutsche Freundin und ich haben so viele Ausflüge gemacht, wie es neben der Uni möglich war. Mit dem Bus ging es über die "Ponte 25 de Abril" ebenfalls auf die andere Seite des Flusses. Dort haben wir uns die beliebten Strandörtchen Costa da Caparica und Sesimbra angeschaut. Es hat sich häufig gelohnt, ein bisschen länger zum Strand zu fahren, denn die beiden Städtchen hatten viel schönere Strände als der nächstgelegene Strand "Carcavelos" neben Lissabon. Dort war es immer viel zu überfüllt.  

Die allerschönsten Strände findet man allerdings, wenn man von Lissabon aus Richtung Nordwesten fährt. An der Westküste befinden sich zum Beispiel die Städte Cascais und Ericeira. Während Cascais eher als Stadt der Noblen und Reichen gilt, ist Ericeira die Surfer-Stadt schlechthin. In den Souvenirshops gab es hundert verschiedene Arten von Surfbrett-Miniaturen und auf den Straßen reihte sich ein Surfgeschäft ans andere. Ich selbst kann leider kaum surfen und hab es während meiner Zeit in Portugal auch nur einmal versucht – leider recht erfolglos. Trotzdem war es richtig spannend, den Surfer:innen an der Küste Ericeiras beim Wellenreiten zu zusehen. 

Neben klassischen Stränden befindet sich an der Westküste über Lissabon jedoch auch noch ein ganz besonderer Ort: "Cabo da Roca". Das ist der westlichste Punkt Europas. Dort zu stehen, hat sich irgendwie besonders angefühlt. Was den Ort aber vor Allem so besonders macht, ist die wunderschöne Natur. Die Küste geht dort sehr steil nach unten und es ragen große Felsformationen ins Wasser. An der Küste entlang kann man durch gelbe Blumenwiesen spazieren und immer wieder neue Blicke auf das atemberaubende Naturschauspiel erhaschen. Auch dieser Tag ist mir definitiv im Gedächtnis geblieben. 

Im Landesinneren Portugals

Portugal kann allerdings nicht nur Meer und Küste! Im Landesinneren gibt es auch einige Ausflugsziele, die sich lohnen. So habe ich von Lissabon aus Tagesausflüge nach Sintra, Obidos und Évora gemacht. Sintra ist die Stadt der Paläste. Die über zehn verschiedenen Paläste, Schlösser und Burgen sind kaum alle an einem Tag zu besichtigen. Die Hauptattraktion in Sintra ist der bunte "Palacio da Pena". Er strahlt in den Farben rot, gelb und blau und ist durch seine Lage an der Spitze eines Berges auch von Weitem gut zu sehen. Wenn man sich richtig Zeit beim Erkunden von Sintra nimmt, kann man sehr viel über die portugiesische Geschichte erfahren. 

Das Städtchen Obidos hat auch sehr viel Geschichte: Um die gesamte Stadt ist noch eine original erhaltene Stadtmauer gezogen und mitten im Zentrum steht eine große Burg. In den Straßen von Obidos herrscht noch ein sehr mittelalterliches Flair. Da Sintra und Obidos beide im Nordwesten von Lissabon liegen, war der Ausflug ins östlich gelegene Évora nahe der spanischen Grenze für mich nochmal etwas Besonderes. Auch dieses Städtchen strahlt viel Mittelalter-Charme aus. Es gibt dort Ruinen eines römischen Tempels, eine Knochenkapelle und eine pompöse Kathedrale, die an das Schloss Hogwarts erinnert. 

Ein schöner Abschluss: Das Straßenfest "Santo António" 

Nachdem ich viele Ecken in und um Lissabon herum entdeckt und meine Klausuren an der Uni alle abgeschlossen hatte, wurde es langsam aber sicher Zeit für mich, wieder nach Hause nach Mainz zu kommen. Ein letztes Highlight meines Auslandssemesters gab es aber noch: Am 13. Juni ist in Lissabon der Feiertag des "Santo António". Da an diesem Tag alle Bewohner der Stadt frei haben, ist der 12. Juni der beste Tag im Jahr zum Feiern. Die ganze Stadt verwandelt sich in ein buntes Meer aus Blumen und Girlanden und von jeder Straßenecke klingt fröhliche Volksmusik. Die traditionellen Viertel Lissabons – zum Beispiel Alfama, Graça und Bica – richten laute Straßenfeste aus und es wird die ganze Nacht getrunken und getanzt. An diesem Abend habe ich zum Ende meiner Zeit in Lissabon noch ein schönes Stück der Stadtkultur kennenlernen dürfen. 

Meine Zeit in Lissabon habe ich sehr genossen und gleichzeitig auch viel gelernt – es ist eine tolle Stadt und ich bin sicher, ich komme wieder! 

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