Ist der Stress, den ich habe, eigentlich normal? Sind andere Studienfächer genauso stressig wie meins?
Diese und viele andere Fragen rund um das Thema Stress im Uni-Alltag haben wir uns wohl alle schon einmal gestellt, besonders während Klausur- oder Hausarbeits-Phasen. Eine Studie zum Thema Stress bei Studierenden liefert nun interessante Einblicke in das Stressempfinden deutscher Studentinnen und Studenten.
Durchgeführt wurde die Studie mit dem Titel “Studierendenstress in Deutschland – eine empirische Untersuchung“ von den Universitäten Hohenheim und Potsdam, im Auftrag der AOK-Gesundheitskasse.
Mittels einer Online-Befragung wurden zwischen Juni und Juli 2016 mehr als 18.000 Studierende aus ganz Deutschland dazu befragt, als wie stressig sie ihr Studium empfinden. Dabei war die Studie absichtlich breit angelegt, sodass möglichst viele Hochschulformen, Studiengänge, Regionen und Abschlussarten abgedeckt werden konnten.
53 Prozent der befragten Studierenden haben angegeben, ein hohes Stresslevel zu empfinden. Umso überraschender ist dieser Wert, da in einer Studie unter Beschäftigten in Deutschland aus dem Jahr 2015, “nur“ knapp 50 Prozent angaben, sehr gestresst zu sein. “Folglich fühlen sich Studierende insgesamt gestresster als der Durchschnitt der Beschäftigten in Deutschland“, konkludierten die Autoren des Studienberichts.
In erster Linie sei es “der hochschulbezogene Stress, der Studierenden zu schaffen macht“, sagt Prof. Dr. Voeth, Studienleiter der Universität Hohenheim. "Dazu zählen neben Vorbereitungszeiten auf Prüfungen und dem Anfertigen der Abschlussarbeit die allgemeine Arbeitsbelastung durch das Studium sowie der Stoffumfang in Lehrveranstaltungen. Viele Studierende plagen sich auch mit zu hohen Erwartungen an sich selbst."
Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Studie wieder: Sie zeigen, dass Studierende Stress vor allem mit Leistungsdruck, Angst vor Überforderung und Erwartungsdruck assoziieren.
Das Stressniveau ist bei Studierenden also überdurchschnittlich hoch. Aber auch hier gibt es den Studienergebnissen zufolge ein paar interessante und erstaunliche Unterschiede zwischen Geschlechtern, Hochschulformen, Studiengängen und Regionen.
Frauen zum Beispiel seien deutlich gestresster als Männer. Studierende an Fachhochschulen gestresster als Studis an Universitäten oder Dualen Hochschulen. Staatliche Hochschulen sind gefühlt stressiger als private Hochschulen. Studierende im Bachelor seien gestresster als Studentinnen und Studenten im Master oder einem Studiengang mit Staatsexamen.
Die am stärksten gestressten Studis finden sich laut Studie in Fächern wie beispielsweise Tiermedizin, Informatik oder Kunst und die entspanntesten Studis im Fach Sportwissenschaften. In Nordrhein-Westfahlen oder Baden-Württemberg zu studieren bedeutet anscheinend mehr Stress, als eine Uni in Schleswig-Holstein, Brandenburg oder Bayern zu besuchen. Hier in Reinland-Pfalz seien Studierende am wenigsten gestresst.
Eines der wohl überraschendsten Ergebnisse der Studie ist, dass Studierende mit Nebenjob weniger Stress verspüren, als diejenigen ohne einen solchen Nebenjob.
Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Der Mehrheit der Studentinnen und Studenten scheint es zu gelingen, den Stress zu bewältigen. Immerhin sei der Umgang mit Stress vor und in Prüfungssituationen ein wichtiger Lernprozess, mahnt Martin Litsch, der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Denn schwierigen Situationen und Zeitdruck werden Studierenden im späteren Berufsleben immer wieder begegnen.
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