Israel/Nahost-Gastprofessur soll kommen

16.08.2018
Studium, Campus-News
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Die Israel/Nahost-Professur wird offenbar kommendes Wintersemester besetzt. Bereits vor Monaten kritisierte der Allgemeinde Studierendenausschuss (AStA) die Verschleppung des Berufungsverfahrens.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland kündigte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Jahr 2015 an, eine W-2-Professur "Israel/Nahost" an der JGU einzurichten. Gemäß einer Pressemitteilung wollten die Landesregierung und die JGU so "einen sichtbaren Beitrag zur Verstetigung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themenbereich Israel und Naher Osten leisten".

Kritik an JGU und Landesregierung

Bisher blieb die Besetzung der Professur allerdings aus, der damalige AStA unterstellte der Universität im Mai "Unfähigkeit oder auch de[n] Unwille[n] der JGU, die Professur zu besetzen". Mit Blick auf den 70. Jahrestag der israelischen Unabhängigkeitserklärung bezeichnete er den stockenden Berufungsprozess als "Desaster".

Weiterhin stelle die Landesregierung der JGU angesichts der ohnehin prekären Lage zu wenig Mittel zur Verfügung, worunter auch die Besetzung der Professur falle. In diesem Zusammenhang bezieht sich der AStA auch auf den Hilferuf der Dekane und Rektoren, die auf die finanzielle Notlage der JGU aufmerksam machten. Mit dem Schreiben protestierten die Dekaninnen und Dekane sowie zwei Rektoren im Frühjahr gegen die Bildungspolitik der Landesregierung.

Der AStA forderte die Universität auf, die Professur "schnellstmöglich, mit klarem inhaltlichen Schwerpunkt im Sinne der ursprünglichen Stiftung" zu besetzen. Außerdem sollten in der Berufungskommission keine Mitglieder sitzen, "die bereits in der Vergangenheit durch akademischen Boykott israelischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aufgefallen sind".

Hintergrund

Der Ablauf des Berufungsverfahrens war in der Vergangenheit bereits ins Zentrum öffentlicher Kritik geraten. Die Studienstelle Israel wurde über Jahre hinweg von Alfred Wittstock am Institut für Politikwissenschaft geleitet, bis dieser im Jahr 2016 in den Ruhestand trat. Die angekündigte Professur wurde in der Folge überraschend am Institut für Soziologie ausgeschrieben und sollte sich der "Soziologie der Ethnizität und Migration mit dem Schwerpunkt Israel/Naher Osten" widmen. Für diese inhaltliche Umorientierung zeigte die Hochschulgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft an der JGU in einem Facebook-Post wenig Verständnis. Der angekündigte Israelschwerpunkt sei so bis zur Unkenntlichkeit verwischt worden.

Irritierend sei auch die Zusammensetzung der Berufungskommission. Es sei ein "Affront", dass Alfred Wittstock als langjähriger Leiter der Studienstelle und anerkannter Nahostexperte nicht Teil der Kommission war. Stattdessen sei der Geographieprofessor Günter Meyer als Kommissionmitglied berufen worden, der sich in der Vergangenheit israelkritisch geäußert habe.

Laut Allgemeiner Zeitung seien zwar fünf Wissenschaftler in die engere Auswahl gekommen, aber keiner sei letztlich auf die Stelle berufen worden. Ist das Berufungsverfahren komplett eingestellt worden? Kommt es zu einer Neuausschreibung? Viele Fragen waren offen.

Gastprofessur ab Wintersemester 2018/19?

Auf Anfrage teilt Petra Giegerich, Leiterin der Stabstelle Kommunikation und Presse der JGU, mit, die JGU wolle die Israel/Nahost Professur künftig mit israelischen Gastprofessorinnen und -professoren besetzen, die der Kommunikationswissenschaft bzw. Publizistik angehören. In einem begrenzten Zeitraum würden diese künftig an der JGU forschen und lehren. Diese Ausgestaltung der Professur trage langfristig zu einer sehr engen wissenschaftlichen sowie persönlichen Verbindung zu Israel bei, so Giegerich.

In diesem Zusammenhang betont Giegerich zudem, dass es sich bei der Besetzung der Professur nicht um die Nachfolge von Alfred Wittstock handele: "Herr Wittstock hatte keine Professur inne und seine Stelle war keine Stelle des Instituts für Politikwissenschaft oder des zuständigen Fachbereichs 02".

Laut Pressestelle befinde sich die JGU aktuell in Vertragsverhandlungen und man hoffe, die Öffentlichkeit in Kürze informieren zu können, so Giegerich abschließend. Sie stellt sogar eine zeitnahe Besetzung der Professur in Aussicht: Bereits zum kommenden Wintersemester werde – voraussichtlich – ein Gastprofessor aus Jerusalem für mindestens ein Jahr nach Mainz kommen.

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