#Ausland | Von Mainz nach Dijon

17.09.2017
Studium, Internationales...
Cédric

Vor einem Jahr wusste Cédric nicht einmal, was er studieren soll. Jetzt geht er für drei Semester über das Mainz-Dijon-Programm nach Frankreich. Wie es dazu kam, beschreibt er in seinem Auslandsblog.

Zum Studium gegoogelt

Der Weg, auf dem ich zu meinem Studiengang gefunden habe, bringt wohl jedes Elternteil zum Schaudern. Ziemlich genau ein Jahr nachdem ich mein Abiturzeugnis in die Hand gedrückt bekam, komme ich aus Neuseeland zurück. Work & Travel und so, musste sein. Mein Traumstudium fand ich in der Zeit natürlich nicht und die Bewerbungsfrist für zulassungsbeschränkte Studiengänge habe ich auch schon verpasst. Wie die Zukunft aussehen soll? Große Frage, keine Antwort. Den Satz einer Bekannten im Ohr: „Schau erstmal was man denn überhaupt alles so studieren kann und ob dich da was interessiert“, begebe ich mich im Internet auf einen eher ziellosen Streifzug nach etwas passendem.

Über einige Umwege stoße ich auf deutsch-französische Studiengänge. Als Halbfranzose mit Journalismus-Ambitionen ist das vielleicht gar nicht so abwegig. Zum Beispiel in Berlin und Regensburg. Oder Mainz, wo es keine Zulassungsbeschränkungen gibt – perfekt für Spontan- und Spätentscheider wie mich. Ich lese ein bisschen weiter. Zwei Semester Studium in Mainz ("Wo liegt das überhaupt genau?"), dann drei Semester in Dijon ("Kommt da nicht der Senf her?"). Das sechste Semester dann wieder in Mainz. Man kann ein Stipendium für den Auslandsaufenthalt bekommen und auch noch ein Semester in Kanada einbauen ("Oh! Kanada!"). Einen zweiten, französischen Abschluss gibt es obendrauf. Vor allem die Idee für längere Zeit im Ausland zu studieren reizt mich – also wird der Beschluss gefasst!

Da es schon Ende August ist, muss jetzt alles ganz schnell gehen. Ich bewerbe mich, bekomme einen Platz im Studentenwohnheim und ziehe im Oktober nach Mainz, um ein Französisch-Studium im Bachelor of Arts anzufangen. Mein Beifach wird Philosophie. Neben Geschichte, Geographie, Deutsch und Englisch, ist das eins der möglichen Fächer, die man im Mainz-Dijon-Programm studieren kann. Das geht auch auf Lehramt.

Mit einem Fuß noch in Mainz, mit dem anderen schon in Dijon

Das erste Jahr rast vorbei. Die erste Party im Q-Kaff war gefühlt erst gestern. Langsam gewöhnt man sich an das Studieren, an die neue Stadt, und hat währenddessen ganz nebenbei das Beifach zu American Studies gewechselt. Dann, plötzlich, fragt man einander am Mensatisch: „Und, hast du schon eine Wohnung in Frankreich gefunden?“. Das war im März, während der Seminarfahrt nach Dijon. Was damals noch weit weg schien, ist drei Monate später schon ganz nah. Bald geht es nach Frankreich! Was mich daran verunsichert ist nicht, dass es in ein anderes Land geht oder, dass die Sprache und das Unisystem anders sind. Eher, dass ich noch keine Wohnung gefunden habe und ich dementsprechend frustrierende Stunden damit verbringe, Anzeigen im Internet zu durchstöbern. In der Innenstadt ist schließlich cooler als ein Zimmer auf dem Campus, das man allerdings garantiert bekommt. Da die Prüfungen anstehen, ist vor Ort suchen schlecht machbar und auf Besichtigungen über Skype hat niemand Lust, den man ans Telefon bekommt.

Das Semester ist vorbei, es ist wieder August und wieder geht alles schnell. Ich bekomme endlich einen ersten Besichtigungstermin, dann gleich noch ein paar andere und fahre spontan nach Dijon. Eine WG mit „richtigen“ Franzosen ist es leider nicht geworden, dafür eine kleine Einzimmerwohnung im Zentrum mit viel Licht und hoher Decke. Gar nicht einfach in dieser Stadt, in der gefühlt alles eine Dachschräge hat, ich aber zwei Meter messe. Das Beste: die nächste Boulangerie ist direkt im Erdgeschoss. Die Versorgung mit Croissants und Baguettes ist also für die nächsten drei Semester sichergestellt.

Umzugsstress, Hausarbeiten, Papierkram

Nach einem kurzen Glücksmoment spielen die Gedanken wieder verrückt. Um den Mietvertrag zu unterschreiben brauche ich eine Versicherung für die Wohnung. Die bekomme ich nur mit einem Bankkonto, für das ich wiederum einen Mietvertrag als Adressnachweis brauche. Solche Szenarien sind der blanke Horror, weil man nicht weiß wie man sie angehen soll. Und wenn man zu lange weiterdenkt, kommt einem ein Problem nach dem anderen in den Sinn. Zum Beispiel, dass ich noch zwei Hausarbeiten zu schreiben habe. Mit Papa, einer Autoladung Sachen und Literatur für die Hausarbeiten geht es schließlich nach Dijon. Die habe ich an meinem letzten Abend in Mainz eingescannt. Meine Vermieter, ein nettes französisches Ehepaar, sind einverstanden, wenn ich die Versicherungsunterlagen nachreiche. Ein Problem weniger. Am gleichen Tag fahre ich mit dem Fahrrad durch die Stadt, um einen Stromvertrag abzuschließen. Dijon ist schön, die Häuser, die Plätze und die Atmosphäre sind es auch. Ein Musikant spielt langsam Akkordeon, es ist warm. Die Sonne lässt alles golden leuchten und auch mit dem Stromvertrag gibt es keine Probleme.

Endlich da!

Es wird mehr als 24 anstatt der versprochenen zwei Stunden dauern bis der Strom kommt. Die nächsten Tage verbringe ich damit auf den letzten Drücker zwei Hausarbeiten fertig zu schreiben. Ich habe noch kein Internet, kein richtiges Bett, sondern nur eine Matratze auf dem Boden. Es gibt jede Menge Papierkram zu erledigen. Keiner weiß, welche Kurse wir belegen müssen, geschweige denn wie man sich dafür anmeldet. Alles ist ziemlich chaotisch, aber das größte Problem ist überwunden: Ich habe es nach Dijon geschafft.

Über die nächsten achtzehn Monate wird Cédric unter #Ausland auf seinem Blog und in Vlogs über seine Zeit in Dijon, den Alltag und das Studium in Frankreich berichten.

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