Das erste Arc-Festival: Geglückte Premiere

26.04.2017
Freizeit
ap

Am 21. und 22. April 2017 fand zum ersten Mal das Arc-Filmfestival im 7Grad am Zollhafen Mainz statt. Mit dem Fokus auf Kurzfilmproduktionen überzeugte die Veranstaltung vor allem durch die gelungene Integration von interaktiven Gesprächsrunden im Anschluss an die gezeigten Filme.

Am vergangenen Wochenende feierte das Arc-Filmfestival seine Premiere. Das studentische Projekt war mit dem Ziel an den Start gegangen, anspruchsvolle Kurz- und mittellange Filme zu präsentieren. Darüber hinaus sollten in interaktiven Rahmenveranstaltungen Impulse für die Zukunft der Filmbranche gesetzt werden. Teil davon waren auch die an die Filmvorführungen folgenden “Szene-Talks”, bei denen Filmemacher und Medienexperten in lockeren Runden über die gezeigten Filme und über die Zukunft des Kinos diskutierten. 

Linda Gasser, selbst Filmemacherin und Initiatorin des Festivals, sagte zu Beginn der Veranstaltung: “Wir wollen Bögen schlagen zwischen den alten Hasen und der Independent-Szene, genauso wie zu anderen Kulturen”. Im Zentrum stehe außerdem der Gedanke, Kontakte zwischen den Filmschaffenden zu fördern und das Ganze in einem Rahmen stattfinden zu lassen, der das Kino-Erlebnis mit einem lockeren Beisammensein und anregenden Gesprächen verbinde. 

Als Schauplatz für die Veranstaltung diente das 7Grad am Mainzer Zollhafen. Mit seiner entspannten Atmosphäre bot das Café einen sehr kommunikativen Rahmen für die Filmvorführungen und förderte vor und nach den einzelnen Filmblöcken immer wieder die Gelegenheit für Gespräche mit anderen Gästen, sei es mit einem Getränk an der hauseigenen Theke oder an der frischen Luft.

Die Filmhighlights

Im Verlaufe der beiden Festivaltage wurden insgesamt 17 Filme präsentiert, außerdem stand eine zusätzliche Auswahl an Schwarz-Weiß-Filmen vom Black&White Audiovisual Filmfestival aus Porto auf dem Programm.

Der erste Festivaltag stand im Zeichen des Themenkomplexes Krieg und Kriegsberichterstattung. Neben dem verhältnismäßig langen Eröffnungsfilm “Coal India” gab es mehrere Filme die sich mit der Darstellung von Krieg und dessen Wirkung auf die menschliche Psyche auseinandersetzten. Besonders hervorzuheben ist hierbei “Kinder sind Engel” von Bahar Ebrahim, ein Film über die Wirkung von Kriegsberichten auf einen kleinen Jungen, der die Diskrepanz zwischen kindlicher und erwachsener Sicht auf das Thema freilegt.

Einen weiteren eindrucksvollen Streifen in der Auswahl stellte Daniel Alznauers “Die Rückkehrer” dar, ein dokumentarisches Porträt über zwei Kriegsreporter, die darin ihre Beweggründe und Erfahrungen in ihrer Arbeit in Krisengebieten reflektieren. Dabei ging es unter anderem um das Thema Medienethik, was auch im anschließenden Szene-Talk aufgegriffen wurde.

Der zweite Veranstaltungstag präsentierte eine Auswahl die thematisch nicht so eng ausgerichtet war wie die Auswahl am Freitag. Einige der elf Filme fassten psychologische Themen in den Blick und muteten stellenweise recht düster an. Unter den Filmen befanden sich auch die drei Preisträger des Festivals, die von einer vierköpfigen Jury, bestehend aus Mainzer Film- und Medienexperten aus Mainz, ausgewählt wurden.

Den Preis für die beste Bildsprache erhielt “The Man Who Shot Himself in the Head” des Norwegers Halvard Harboe, ein grotesk-skurriler Film über den gescheiterten Selbstmordversuch des Protagonisten, der nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seiner Partnerin ins Reine kommen muss.

Den “Arc der Sinne”, den Preis für ein rundum gelungenes Werk erhielt Christian Zipfel für sein Drama “Der einsame Hof”. Dort sieht sich Bauer Hans Herberholz nach dem plötzlichen Tod seiner Frau und der Plünderung des Anwesens plötzlich in existenzieller Not und versucht mit allen Mitteln, die Familie zusammenzuhalten. In seiner Tochter sieht er die letzte Hoffnung, seinen Grundbesitz zu sichern.

Den Publikumspreis erhielt Regisseur Samuel Ackermann für sein verspielt-blumiges “Nimbostratus”, ein Film über den Protagonisten Lewis, der den lieben langen Tag von einer dauerregnenden Wolke begleitet wird. Als er die Frau seiner Träume trifft, steht ihm diese plätschernde Begleitung jedoch im Weg zu der neuen Liebe.

Gelungene Integration von Gespräch und Film

Ein wesentlicher Teil des Festivals waren die insgesamt drei Szene-Talks im Anschluss an jeden einzelnen Filmblock. Die Gesprächsrunden setzten sich aus den jeweiligen Moderatoren, Medien- und Filmexperten und ausgewählten Filmemachern zusammen. Teilnehmer der Diskussion waren etwa Reinhard Wolf, Leiter des CineMayence, und der Drehbuchautor und Grimme-Preisträger Stephan Falk, der unter anderem mehrere “Tatorte” und den TV-Mehrteiler “14 Tagebücher des Ersten Weltkriegs” als Autor mitentwickelte. Die jeweils 15- bis 20-minütigen Runden widmeten sich Themen rund um die gezeigten Filme und fassten auch gezielt die Zukunft des Kinos und des Kurzfilms in den Blick. 

Am ersten Abend waren zunächst die Ästhetik und die Entwicklung des Kurzfilms auf der Gesprächsagenda, während zu einem späteren Zeitpunkt das Thema Medienethik im Vordergrund der Unterhaltungen stand. Am zweiten Festivaltag wurden, gemeinsam mit einigen Regisseuren, verschiedene Formen der Drehbuchentwicklung in den Blick genommen. 

Die Szene-Talks waren eine wertvolle Ergänzung im Anschluss an die gezeigten Filme. Nicht nur wurden die behandelten Themen von den anwesenden Experten dem Zuschauer gut vermittelt, es gab auch immer wieder die Möglichkeit für Gäste aus dem Publikum, eigene Fragen zur Diskussion zu stellen, was an der ein oder anderen Stelle auch gut genutzt wurde. Dies trug zu einer konstruktiven und vertrauten Runde bei, in der das geteilte Interesse an Kino und Film deutlich wurde. Leider waren die Talks zeitlich etwas eng getaktet – man hätte den Beteiligten gerne noch länger zugehört.

Fazit: Erfolgreicher Einstieg

Der erste Durchlauf des Arc-Festivals ist sowohl bei den Gästen, den beteiligten Filmemachern, als auch bei den Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen worden. Vor allem der kompakte Rahmen, in dem sich das Festival bei seiner Premiere präsentierte, erwies sich als förderlich für die Vernetzung unter den Filmemachern, was auch der Preisträger Christian Zipfel im Anschluss an die Veranstaltung anmerkte: “Der Vorteil an kleineren Filmfestivals wie dem Arc ist es, dass hier viel stärker die Möglichkeit gegeben ist, neue Kontakte untereinander zu knüpfen und sein professionelles Netzwerk zu erweitern, als auf größeren Events. Dort geht man aufgrund der Vielzahl an konkurrierenden Kollegen oft nur in der Masse unter”, so der Regisseur.

Dies trifft genau den Kern der Arc-Idee: Bögen zu spannen zwischen den Filmemachern und eine Vernetzung zwischen Akteuren der Filmbranche zu ermöglichen. So gesehen war die erste Runde ein guter Einstieg für die Macher des Events, die im nächsten Jahr wieder voll durchstarten wollen.

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