Studieren mit Kind | Creditpoints in der Elternzeit

06.04.2017
Studium, Studieren mit Kind
Bettina

Bettina schreibt in ihrer Elternzeit eine Hausarbeit in Kunstgeschichte. Sie erzählt von ihren Schwierigkeiten und wie es ihr gelang, die Hausarbeit trotz der wenigen Freizeit fertigzustellen.

In meinem Studentenleben habe ich schon viele Hausarbeiten geschrieben. Wie wohl jeder Studi habe ich seit Beginn des Studiums lernen müssen, wie ich am sinnvollsten recherchiere, an welchem Ort ich am besten arbeiten kann oder welche Tücken die Fußnoten haben können. Gleichzeitig musste ich aber auch lernen, wie ich meine Zeit so einteile, dass ich meinem Kind und der Hausarbeit gerecht werde.

Als ich im letzten Jahr beschloss, die Hausarbeit des Sommersemesters nicht mehr so kurz vor der Geburt zu schreiben, sondern sie ins Wintersemester zu verschieben, hielt ich das für einen guten Plan. Ich wollte mich auf das Ende der Schwangerschaft und auf die Zeit mit Anton konzentrieren. Dabei hatte ich auch im Blick, dass ich schon geübt darin bin, mit Kind Hausarbeiten zu schreiben. So viel anders könnte das mit einem zweiten Kind schon nicht werden.

In der Tat haben sich viele Methoden bewährt, die ich mir bis dato erarbeitet hatte. So weiß ich beispielsweise, dass ich viel Vorlauf brauche. In Familien kann immer etwas dazwischen kommen. Vor allem im Winter muss man mit Erkältungswellen rechnen. Gerade wenn Anton mittlerweile ein großes Kindergartenkind ist. Im schlimmsten Fall ist nicht nur das eine Kind krank, sondern steckt noch alle anderen Familienmitglieder an. Auch habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass ich am besten zu Hause schreiben kann. Vor allem spare ich mir dabei den Fahrtweg. Aber mir ist bewusst, dass mir auch dann nur wenige Zeitfenster zum Schreiben bleiben.

1. Versuch: Mit Baby schreibt es sich anders als mit Kleinkind

Die erste Lektion beim Schreiben dieser Hausarbeit war für mich, dass zwei Kinder doch eine andere Organisation im Alltag erfordern als ein Kind. Vor allem der Zeitaspekt hatte es in sich.

Allein um Anton in den Kindergarten zu bringen und ihn abzuholen, geht eine Stunde drauf. Dann stille ich zwei Mal am Vormittag, muss Paul mehrmals wickeln, esse zu Mittag und räume vielleicht ein paar liegen gebliebene Dinge auf. Die Arztbesuche mit Paul – und man darf nicht unterschätzen, wie viele Arztbesuche in den ersten zwei Monaten anstehen – legte ich auf die Vormittage, damit es entspannter zugehen konnte. Der Rückbildungskurs, in dem ich meine Muskeln wieder aufbaute und meinen Körper in Form brachte, fand ebenfalls vormittags statt. Und dann musste ich selbst leider auch ein paar Arztbesuche wahrnehmen. Meine Freundinnen wollten das neue Baby sehen und ich lud sie am Vormittag ein, weil es für mich stressfreier war. Schwuppdiwupp verging eine Woche und ich hatte kein einziges Buch aufgeschlagen.

Ich war so schlau, mir eine Elternzeit von zwei Monaten einzuräumen. Es war mir bewusst, dass die Zeit schnell verfliegen würde und ich völlig ausgelastet sein würde. Mitte Oktober begann ich dann mit meiner Recherche. Woche um Woche verging, aber ich musste wegen der langen Pausen doch immer wieder neu beginnen und kam nur schleppend voran. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Mein ursprünglicher Plan war es, die Hausarbeit Anfang Januar abzugeben, aber daraus wurde nichts. Ich unterschätzte, wie viel Zeit die familiären Verpflichtungen mit zwei Kindern in Anspruch nahmen. Bis zum Ende des Jahres war ich mit der Recherche durch. Es konnte nur noch besser werden.

2. Versuch: Neues Jahr, neues Glück

Jetzt konnte ich endlich die Seiten füllen. Ich machte mir einen dezidierten Plan, an welchen Tagen ich wie viel erledigen wollte und behielt mir nur ein bis zwei Vormittage pro Woche an Freizeit. Insgesamt hatte ich deutlich weniger Termine. Wir mussten nicht mehr zur Rückbildungsgymnastik, waren seltener beim Arzt und ich traf mich mit meinen Freunden bis auf wenige Ausnahmen nur noch an den Nachmittagen. Dennoch hatte ich verdrängt, dass manche Babys weniger schlafen, je älter sie werden.

So war ich an den Tagen froh, wenn ich am Vormittag auf 1,5 bis 2 Stunden Lernzeit kam. Zum Ende hin schlief Paul häufig nur noch eine halbe Stunde am Stück. Sich jedes Mal zu orientieren und in das Thema einzufinden, ist nicht immer einfach, aber das habe ich schon bei Anton gelernt. Meistens bereitete ich schon alles vor und sobald Paul schlummerte, setzte ich mich an den Schreibtisch, klappte den Laptop auf und schrieb weiter. Abends arbeitete ich nur eine Stunde. Als vollstillende Mama, die nachts mehrmals geweckt wird und am Nachmittag zwei Kids unterhält, kommt danach die Zeit für Entspannung.

Anfang März war ich dann endlich fertig und habe die Abgabe mit einem Schluck Sekt gefeiert. Ich war so zufrieden, dass ich die Hausarbeit trotz der vielen Umstände rechtzeitig abgegeben habe und genieße nun die freigewordene Zeit sehr.

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