Party, saufen, ausschlafen? Fünf Klischees über das Studentenleben

05.04.2017
Studium, Freizeit
jf

Dass Klischees über Studierende und den Unialltag im Umlauf sind, wird jedem bekannt sein. Jedoch sind nicht alle dieser Klischees zutreffend. Die Redaktion von campus-mainz.net hat sich auf dem Unigelände umgehört und ist den Vorurteilen auf den Grund gegangen.

Auf der Suche nach der Wahrheit sind wir einigen Stereotypen begegnet, mit denen sich der ein oder andere durchaus identifizieren könnte. Doch entsprechen die weit verbreiteten Meinungen der Realität oder sind sie widerlegbar? Lest selbst!

Klischee 1: "Studis sind immer betrunken!"

Von dem Alkoholkonsum eines Studierenden hat vermutlich jeder seine eigene Vorstellung. Für die meisten scheint jedoch klar zu sein: Der normale Studi trinkt gerne und regelmäßig auch mal ein Glas zu viel. Doch wie viel Wahrheit steckt in dem Klischee wirklich?

In einer Straßenumfrage in der Bundeshauptstadt Berlin wurden im Jahr 2016 einige Passanten und Passantinnen zu Vorurteilen über Studierende befragt. Das Klischee, Studis würden oft feiern, viel trinken, lange schlafen und wenig für die Uni machen hielt sich in der Umfrage hartnäckig.

Das Klischee, dass Studis viel trinken, wird durch eine Umfrage gestützt, die den tatsächlichen Alkoholkonsum von Studis untersucht hat. Sie wurde von Braunschweiger Psychologie-Studierenden im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt. Befragt wurden im Jahr 2008 2348 Studierende aus Niedersachsen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) decken sich diese Ergebnisse bundesweit. Demnach konsumiere jeder fünfte Studierende große Mengen an Alkohol, die auf Dauer schädlich sein können. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist es jeder zehnte. 

Logischerweise kann man auf Basis solcher Studienergebnisse nicht auf alle Studis schließen. So gibt es Studis, die gerne mal einen Drink mehr nehmen, ebenso wie solche, die weniger bis gar nichts trinken.

Eine Studentin der Uni Bayreuth erklärt in einem Interview mit der DAK-Gesundheit beispielsweise, dass sie nur sehr selten Alkohol trinke, weil sie die Kontrolle über sich selbst nicht verlieren wolle und auch ohne das Genussmittel Spaß habe. Grundsätzlich ist sie der Meinung, der Konsum von Alkohol sei völlig okay, solange es verantwortungsbewusst geschehe. Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. 

Mit der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Studis, bei der im Mai 2016 400.000 Studierende eingeladen wurden teilzunehmen, versucht man, diesem Klischee noch genauer auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse der Sozialerhebung beziehen sich vor allem darauf, wie eine Woche eines Studis wirklich aussieht. Präsentiert werden sie dieses Frühjahr.

Es gibt also durchaus den ein oder anderen, der Alkohol in gefährlichen Mengen konsumiert oder andere, die Alkohol in Maßen genießen. Ob sich das Vorurteil, dass Studis viel trinken und wenig für die Uni machen durch die Ergebnisse der 21. Sozialerhebung bestätigt, bleibt noch offen.

Klischee 2: Studierende sind faul!

Den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen, Serien schauen und Vorlesungen schwänzen, zwischendurch Pizza vom Lieferservice bestellen: Das stellen sich viele vor, wenn sie an das "Lotter-Leben" der Studis denken. Ganz anders aber sieht die Realität aus.

Die Tatsache, dass Studierende den ganzen Tag vor dem Laptop sitzen, mag vielleicht der Wahrheit entsprechen. Dabei ist aber zu beachten, dass die meisten das tun um die Vorlesungen nachzubereiten, Hausarbeiten zu schreiben oder für eine Prüfung zu lernen. Studierende setzen sich meistens selbst unter Druck, um die bestmöglichsten Ergebnisse zu erzielen und mit den Kommilitonen mithalten zu können.

Verantwortung, Ehrgeiz, Studienfinanzierung: Gestresste Studis

In einer Online-Befragung zum Thema Stress, die im Juni und Juli 2016 von den Universitäten Hohenheim und Potsdam durchgeführt wurde, wurden rund 18.000 Studierende deutschlandweit zu ihrem Stressbefinden befragt (Campus Mainz berichtete). Das Ergebnis der Studie: 53 Prozent der Studierenden empfinden ein hohes Stresslevel. Im Vergleich: Circa 50 Prozent der Beschäftigten gaben ein hohes Stressempfinden an. 

Ein Report der Techniker Krankenkasse macht deutlich, dass fast die Hälfte aller Studierenden an stressbedingter Erschöpfung leiden. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. 

Einerseits kommt mit dem Auszug aus dem Elternhaus zum Studienbeginn eine Menge neuer Verantwortung hinzu, die nicht nur den Umgang mit Geld, sondern auch mit dem Haushalt beinhaltet. Da das liebe Geld bekanntlich schneller ausgegeben ist als man zu Beginn vielleicht vermutet hat, hat ein Großteil der Studierenden einen Nebenjob, um die Haushaltskasse ein wenig zu füllen.

Je nach Studienfach und Fachsemester kann es passieren, dass einem alles über den Kopf wächst und das Stresslevel steigt, sodass manch ein Studi mit Depressionen, psychischen Problemen oder Versagensängsten zu kämpfen hat. Der Jahresbericht 2015 der psychotherapeutischen Beratungsstelle der Uni Mainz zeigte, dass immer mehr Studis Unterstützung von professioneller Seite suchen.

Es sieht auf den ersten Blick vielleicht so aus, als hätten Studierende zu viel freie Zeit zur Verfügung, als würden sie keinen geregelten Tagesablauf haben, ständig feiern und nie arbeiten. Doch auf den zweiten Blick wird klar, dass viele die Motivation haben ihre Ziele in Bezug auf das Studium zu verfolgen und etwas aus ihrem Leben zu machen. Zudem gibt es sehr viele verschiedene Faktoren, die Studierende in ihrem Leben enorm beschäftigen, egal ob es um Prüfungen, die Studienfinanzierung oder Freunde geht.

Man mag es nicht glauben, aber die Zeit, die von Vielen als die "Große Freiheit" betitelt wird, ist gleichzeitig ein großer Schritt in eine neue Welt, die auch mit viel Verantwortung und Organisation verbunden ist.

Klischee 3: "Mensa-Essen ist ungenießbar!"

Dass das Essen in der Mensa der Universität nicht dem gleicht, das Mama im geliebten Heim zubereitet, war wohl jedem zu Beginn des Studiums klar. Doch was ist dran an dem Klischee vom schlechten Mensa-Essen? Wir haben Mainzer Studis gefragt, wie ihnen das Essen in unseren Kantinen auf dem Campus schmeckt.

Preiswert und bequem

Einige haben uns gesagt, sie seien mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis relativ zufrieden. "Das Essen ist günstig und schmeckt so, dass man es essen kann." Gerade als Student sei man des Öfteren knapp bei Kasse, weswegen es praktisch sei, sich zu studi-freundlichen-Preisen in der Mensa satt essen zu können.

Auch die Tatsache, dass man sich mit Freunden treffen kann und in Gesellschaft isst, sei ein großer Vorteil, meint ein Sozialwissenschaftler. Ein anderer antwortet, er wohne in einem Wohnheim und empfände es als Abwechslung, an einem richtigen Tisch zu essen. "In meinem Zimmer esse ich meistens auf dem Bett und muss danach auch noch den Abwasch machen. Da ist essen in der Mensa schon bequemer, egal wie es schmeckt." Ist der Geschmack also vielleicht gar nicht so wichtig beim Essen in der Mensa? Das sehen einige der Studis, mit denen wir gesprochen haben, anders.

Und der Geschmack?

Eine Studentin fand, das Essen in der Mensa schmecke eben wie "typisches Mensa-Essen". Auf die Nachfrage, was sie unter "typischem Mensa-Essen" verstehe, erwiderte sie, es schmecke wie aufgewärmtes Essen. "Das Gemüse ist verkocht und teilweise schmeckt alles gleich." Ein weiterer Befragter erklärte, er wäre sogar bereit, ein paar Euro mehr zu zahlen, nur damit die Qualität der Mahlzeiten zunehme.

Kurzgefasst – die Beurteilung des Mensa-Essens bleibt Geschmackssache!

Sicherlich ist es eine gute Alternative für Tage, an denen man selbst zu faul ist, sich etwas zu kochen oder es einfach schnell gehen muss. Auch der Preis spielt eine Rolle, denn nirgendwo sonst ist es möglich, für so wenig Geld eine vollständige Mahlzeit zu bekommen.

Klischee 4: "Mit Studienabschluss hat man bessere Berufschancen!"

Kommen wir nun zu einem weitverbreiteten Gerücht, Studierende hätten nach dem Abschluss bessere Berufschancen und die Aussicht auf ein besseres Gehalt als jene, die eine Ausbildung absolviert haben.

Auch bei diesem Klischee gibt es zwei unterschiedliche Seiten.

Auf der einen Seite haben Auszubildende den Vorteil, neben dem theoretischen Teil auch praktische Erfahrungen im Betrieb zu sammeln. Sie lernen das Unternehmen kennen, die einzelnen Abläufe und wie sie anzuwenden sind. Leistet man dort gute Arbeit, stehen die Chancen gut, übernommen zu werden. Dass ein Studium wesentlich theoretischer aufgebaut ist als eine Ausbildung ist allen bewusst. Doch auch von Studierenden wird erwartet, in Form von Pflichtpraktika erste (oder zweite) Erfahrungen in einem möglichen Berufsfeld zu sammeln.

Des Weiteren spielt die Wahl des Studienfaches eine bedeutende Rolle. So haben laut Informationen der Seite bachelor-studium.net beispielsweise Ingenieure oder technisch versierte Studis höhere Chancen, später einen leichten Einstieg in das Berufsleben zu finden. 

Studierende anderer, eher theoretisch ausgelegter Richtungen haben womöglich schlechtere Chancen. Durch Praktika, Ferien- oder Aushilfsjobs, sowie geknüpfte Kontakte kann dieser Nachteil aber schnell wieder ausgeglichen werden.

Das Klischee, mit Studienabschluss habe man bessere Berufschancen, kann man also nicht eindeutig widerlegen, man muss sich eher differenzierter damit auseinandersetzen und für sich selbst überlegen, worin die eigenen Schwächen und Stärken liegen, um sich darüber klar zu werden, welchen Weg man für sich selbst gehen möchte.

Klischee 5: "Studierende machen alles auf den letzten Drücker!"

Es ist wohl weitläufig bekannt, dass studieren mehr Verantwortung und vor allem mehr Arbeit bedeutet, als es in der Schule vielleicht der Fall war. Das wird den meisten spätestens dann bewusst, wenn sie ein paar Tage vor Abgabe der Hausarbeit bemerken, dass es doch langsam an der Zeit wäre, sich an den Schreibtisch zu setzen und loszulegen. Doch trifft das Klischee tatsächlich zu oder sind Studierende vielleicht viel besser organisiert, als viele annehmen? Wir haben uns bei den Mainzer Studis umgehört!

Grundsätzlich kommt es immer darauf an, wie hoch der allgemeine Arbeitsaufwand in den einzelnen Studienfächern für den Studi selbst ist. In Fächern wie Publizistik beispielsweise sei laut Angaben einer Studentin die Anforderung in Bezug auf Hausarbeiten höher als in naturwissenschaftlichen Fächern, wo eher Protokolle oder Übungen angefertigt werden müssen.

Auf die Frage, ob die Studierenden mit der Arbeit überfordert seien, antworteten die meisten mit einem Nein, wenn man immer dabei ist und nicht allzu viel aufschieben würde. Teilweise sei der Arbeitsaufwand zu Beginn des Semesters deutlich höher, das lege sich jedoch mit den Jahren, wenn weniger Klausuren geschrieben werden müssten. Trotzdem gibt ein kleiner Teil der Befragten an, auch in höheren Semestern überfordert zu sein.

Auch hohe Ansprüche können zu Prokrastination führen

Im Durchschnitt planen die Studierenden mit denen wir gesprochen haben circa zwei bis drei Wochen für die Erstellung einer Hausarbeit ein. Viele helfen sich mit einem Zeitplan, in dem auch Korrekturlesen berücksichtigt wird.

Wer jetzt denkt, Studis wären immer perfekt organisiert und würden nicht auch mal zu spät anfangen, für die Klausur zu lernen oder die Hausarbeit zu schreiben, liegt damit leider trotzdem falsch.

Es soll sogar Studis geben, die Hausarbeiten schon in drei Tagen geschrieben haben. Dieses Klischee ist jedoch nicht vollkommen negativ zu bewerten. Laut Aussagen der Mainzer Studis habe man sehr hohe Ansprüche an sich selbst, des Öfteren die Arbeit ein weiteres Mal zu verbessern und den Abgabetermin einer Hausarbeit dadurch bis zum letztmöglichen Zeitpunkt hinauszuzögern.

Es kann jedoch auch andere Gründe haben, die Arbeit ein weiteres Mal aufzuschieben. Beispiele hierfür wären familiäre Verpflichtungen oder die Tatsache, dass man sich seine Zeit frei einteilen kann. Das führe gelegentlich dazu, dass am Ende des Semesters ein Berg an Arbeit nur darauf wartet abgearbeitet zu werden.

Dem Klischee, Studierende machen alles auf den letzten Drücker kann man also wieder nur teilweise zustimmen. Auch wenn viele der Befragten zugeben, dass die Arbeit oftmals hinausgezögert würde, ist es einem Großteil der Studierenden jedoch besonders wichtig, pünktlich und gut abzuliefern.

Fazit?

Natürlich waren das nicht alle Klischees über Studierende, die in den Medien oder anderswo aufzufinden sind. Die oben genannten Mythen aber kann man pauschal nicht widerlegen oder belegen. Man kann aber sagen, dass sich sowohl Unterschiede, als auch Gemeinsamkeiten unter den Studis erkennen lassen.

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