Party- oder Zweck-WG? Wohnen in Wiesbaden

13.06.2016
Wohnen, Wohnblog
Nadine

Gemeinsame WG-Aktivitäten können den Alltag verschönern und das Wohlfühlgefühl in der neuen Wohnung herbeizaubern. Doch nicht in jeder WG finden gemeinsame Aktionen statt. Dies hängt meistens stark damit zusammen, wie gut man sich untereinander versteht.

"Und wie sieht es mit gemeinsamen WG-Aktivitäten aus?", dies war meistens meine letzte aber doch mitentscheidende Frage, wenn ich an einem WG-Casting teilnahm.
"Ab und zu kochen wir etwas zusammen", lautete die Standard-Antwort.
Aber sagt das nicht jede WG zunächst jedem, der an dem freien Zimmer interessiert ist? Was bedeutet ab und zu?

Im Grunde gesehen ist jede WG eine Zweck-WG

Die Grundidee von Wohngemeinschaften ist immer die gleiche: Eine bestimmte Anzahl von Personen wohnt zusammen in einer Wohnung. Jeder hat sein eigenes Zimmer, zahlt Miete je nach Zimmergröße und alle benutzen Küche und Bad zusammen. Nebenkosten und Stromzahlungen werden geteilt. Soweit das Grundprinzip, in dem sich keine WG großartig von der anderen unterscheidet. Der Kostenfaktor ist hier der attraktive Entscheidungspunkt.

Aber will man in einer reinen Zweck-WG leben?

Dennoch ist der Kostenfaktor selten der Hauptgrund. Viele (nicht alle) entscheiden sich für eine WG, um nicht alleine zu wohnen. Die meisten wollen andere Menschen um sich herum haben, mit denen man interagieren kann.

Viele sind neu in die Stadt gezogen und sehen ihre Mitbewohner als erste Hoffnung, nicht komplett zu vereinsamen und sich ein Sozialleben in der neuen Heimat aufbauen zu können. Ein aktives WG-Leben kann von der Versuchung befreien, jedes Wochenende zu den Eltern zu pilgern, und dabei helfen, sich etwas Neues aufzubauen.

Doch im wirklichen Zusammenleben liegt der große Unterschied zwischen den WGs

Natürlich kann ich in diesem Beitrag nicht über jedes WG-Leben berichten, doch ich erzähle gerne von meinen Erfahrungen. Bitte bedenke aber, dass es in jeder WG anders läuft. Es hilft, mit klein gehaltenen Erwartungen in die neue Gemeinschaft zu kommen, denn dann freust du dich über jede Situation, in der du etwas mit den Mitbewohnern machst.

In meiner ersten WG fragte ich ebenfalls, noch bevor ich einzog, wie es aussehe mit eventuell vorhandener Lust an gemeinsamen WG-Aktivitäten. Wir drei Neulinge (ja, wir zogen alle drei gleichzeitig dort ein) machten Pläne von gemeinsamen Kochabenden und einer Fotowand mit Bildern von zusammen durchgefeierten Nächten im Flur.

Die vierte im Bunde belächelte uns nur und meinte, für so etwas werden wir im Studium keine Zeit haben (leider studierte sie den Studiengang, den wir anfingen, und war bereits im vierten Semester, hatte also schon Erfahrung gesammelt in einer Zeit, die uns noch bevorstand).

Doch nicht nur sie blieb fern von besagten Kochabenden. Es kam nicht einmal zur Planung genauso wenig wie gemeinsame Fotos entstanden. Schuld daran war nicht der Mangel an Zeit. Sondern dass wir einfach kaum Motivation hatten, mehr miteinander zu machen, als über den Putzplan zu reden. Der Grund: Wir merkten schnell, wie wenig wir an einer gegenseitigen Freundschaft interessiert waren.

Auf Regen folgt bekanntlich Sonnenschein

Mir war klar, dass ich bei meiner nächsten WG vor allem bei dem Punkt WG-Aktivitäten genauer aufpassen musste. Da ich nach einigen nicht sehr zufriedenstellenden WG-Castings beschloss, mit einer guten Freundin eine neue WG zu gründen, konnte ich das Ruder selbst in die Hand nehmen. Clara (Name von der Redaktion geändert) und ich unternahmen sowieso schon viel gemeinsam. Der dritte im Bunde wurde beim Casting genauestens ausgehorcht, wie er sich das WG-Leben vorstelle.

Wie sieht es jetzt aus mit den WG-Aktivitäten?

Nachdem der Einzugsstress vorbei war, begannen wir mit der Planung einer Einweihungsparty. Die Entscheidung, dass wir eine machen würden, wurde ohne Diskussionen getroffen. Wir überlegten uns ein Motto, gingen zusammen einkaufen und genossen es, gemeinsamer Gastgeber des Abends zu sein.

Uns war klar, das würde nicht unsere letzte Party in dieser Wohnung sein. Vor kurzem feierten meine zwei Mitbewohner ihre Geburtstage, die in den gleichen Monat fallen. Ohne eine Nachfrage stelle ich mein Zimmer ebenfalls der Partygesellschaft zur Verfügung.

Wir leben nicht nebeneinander her, sondern miteinander

Für Clara und mich ist es selbstverständlich, ab und zu zusammen zu kochen. Sind wir beide daheim und haben keine Reste zu vernichten, überlegen wir uns, was wir essen könnten und ziehen meistens zum gemeinsamen Einkaufen los.

Und wenn dann abends unser Mitbewohner von der Arbeit nach Hause kommt, passiert es schon mal, dass aus einem gemeinsamen Feierabendbier ein redefreudiger Abend wird. Dies kann in einer kreativen Partie Stadt-Land-Fluss oder dem Zuspätkommen zum Vorglühen enden.

Austausch findet immer statt – meistens ohne zeitliche Vorabplanung

Leider haben wir zu dritt noch nichts außerhalb der Wohnung unternehmen können, da uns dafür meistens die Zeit fehlt. Doch das wird auch noch kommen. Meistens trifft man sich aber im Flur, in der Küche oder in einem der Zimmer zu einem kleinen Plausch, um sich auf dem Laufenden zu halten. Daraus können je nach Zeit auch mal sehr intensive Gespräche werden. Meistens zwar nur zu zweit, aber in abwechselnder Konstellation.

Es sind nicht nur meine WG-Mitbewohner, es sind auch meine Freunde

Wenn mir nun jemand die Frage stellen würde, wie es bei uns mit WG-Aktivitäten aussieht, würde ich antworten, dass wir drei wie Freunde miteinander leben. Wir erzählen uns sehr viel, haben kaum Geheimnisse voreinander und genießen spontane Treffen innerhalb der Wohnung. Wobei es bei den WG-Aktivitäten natürlich noch Ausbaupotential nach oben gibt.

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